Roadmap to English

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Wie wir unser Teammitglied Kamran kennengelernt haben und er mitten in der Pandemie von Pakistan nach Österreich gezogen ist.

Autorin
Jamine Ponudic
Datum
14. April 2021
Lesedauer
7 Minuten

Dass wir in Vorarlberg einen Fachkräftemangel im digitalen Bereich verzeichnen, ist längst kein Geheimnis mehr. Der Bedarf an Arbeitnehmer_innen wächst schneller, als die jungen Nachwuchstalente selbst. Die Arbeitssituation ist somit unausgeglichen: Einerseits existiert ein enormes Potenzial an Jobchancen, andererseits mangelt es an Fachkräften, die dieses Potenzial ausschöpfen können.

Es ist also höchste Zeit, das Sichtfeld zu erweitern und nach Alternativen Ausschau zu halten: Wie können wir unseren Bedarf an neuen Teammitgliedern zukünftig decken?

Wie lauten unsere Anforderungen?

Wir suchen nach Menschen, die etwas bewegen wollen. Fachliche Expertise und Ausbildungen sind eine gute Grundvoraussetzung – uns ist aber vor allem wichtig, dass neue Fusonics ins Team passen und unsere Arbeitseinstellung teilen. Reine Remote-Stellen kommen für uns aktuell nicht in Frage, da wir daran glauben, dass der persönliche Kontakt ein wichtiger Indikator für unser positives Arbeitsumfeld und unser Gemeinschaftsgefühl ist.

Welche Möglichkeiten schöpfen wir aktuell aus?

Um die richtigen Menschen für unsere offenen Stellen zu erreichen, sind wir in unserer Präsenz gefordert. Dabei sind wir ständig bemüht, unsere Zielgruppe online sowie offline zu erreichen: Wir besuchen Jobmessen und Netzwerktreffen, sind an Schulen und Unis vertreten, kooperieren mit Bildungseinrichtungen, unterstützen Maturaprojekt-Teams, beschäftigen Praktikant_innen, betreiben Social Media Marketing und – last but not least – posten unsere offenen Stellen auf verschiedenen Jobplattformen.

Wie können wir unsere Situation verbessern?

Anfang 2020 beschlossen CEO Matthias und ich, dass wir aktiv werden müssen.

Unser Vorhaben

Auf unsere Stellenausschreibungen auf dem Entwicklerforum StackOverflow haben wir bereits in der Vergangenheit immer wieder Bewerbungen von im Ausland lebenden Personen erhalten, welche wir bis dato aufgrund der Sprach- und Wohnsitz-Barriere nicht in Betracht gezogen haben. Reine Remote-Stellen anzubieten war für uns nach wie vor keine Option und dennoch erschien es unlogisch, interessante Bewerber_innen abzulehnen, wo wir doch so dringend nach Mitarbeiter_innen suchten. Was wäre also, wenn die Bewerber_innen bereit wären, nach Vorarlberg zu ziehen?

Matthias und ich beschlossen, dieser Idee eine Chance zu geben und bezogen von Anfang an das gesamte Team in die Entscheidung mit ein – immerhin würden auf uns alle so manche Veränderungen zukommen, wie beispielsweise die mittelfristige Umstellung unserer internen Kommunikation auf Englisch. Auch wenn wir unsere neuen Teammitglieder mit Deutschkursen unterstützen wollen ist klar, dass das Erlernen einer neuen Sprache nicht von heute auf morgen funktioniert.

Projektstart Roadmap to English im Februar 2020

Matthias und ich veranstalteten ein Gipfeltreffen (Stand-up-Format für Unternehmensnews, Projektvorstellungen und vieles mehr) und pitchten unsere Idee dem restlichen Team. Unser Ziel war, in einem gemeinsamen Brainstorming die Gains und Pains des Projekts aufzudecken sowie ein Stimmungsbild einzufangen, um anschließend gemeinsam als Team eine Entscheidung zu treffen.

In Kleingruppen haben wir unseren persönlichen Best- sowie Worstcase skizziert und jeweils Maßnahmen abgeleitet, um ersteren zu fördern bzw. letzteren zu vermeiden.

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Los geht’s!

Nachdem Matthias und Ich das Go des Teams zu unserem Vorhaben hatten, legten wir direkt los. Noch im Februar hatten wir unser erstes Gespräch mit dem umzugswilligen Pakistani Kamran: Ein sehr vielversprechender, junger Frontend-Entwickler, der es uns mit seiner offenen und unbeschwerten Art von Anfang an angetan hat.

Die Kennenlernphase hat sich recht lange gezogen – Video-Calls mit verschiedenen Personen, Remote-Probetag und noch mehr Video-Calls. Zugegebenermaßen waren wir an manchen Punkten etwas unsicher:

  • Was sollten die nächsten Schritte sein?
  • Welche Rolle spielt hier COVID-19 und welche Bestimmungen müssen wir berücksichtigen?

Wir hatten enormen Respekt vor der Verantwortung, in der wir uns als zukünftiger Arbeitgeber von Kamran gesehen haben – immerhin würde er tausende Kilometer weg von seinem Zuhause ziehen, um bei uns zu arbeiten.

Long story short

Im Mai 2020 gab’s dann ENDLICH die Zusage – nicht nur von uns an Kamran, sondern auch von Kamran an uns. Unfassbar – Kamran wird nach Vorarlberg ziehen!

Der weniger lustige Teil

Als Drittstaatsangehöriger kann Kamran nicht einfach so einreisen und arbeiten. Es folgten Behördengänge, Papierkram und Beglaubigungen.

„Rot-Weiß-Rot“-Karte

Wer aus einem Drittstaat kommt und in Österreich leben und arbeiten möchte, benötigt dafür die sogenannte „Rot-Weiß-Rot“-Karte (RWR-Karte). Es gibt verschiedene Personengruppen, welche unter bestimmten Voraussetzungen die RWR-Karte erhalten können. Unter anderem Fachkräfte wie Kamran, die einen sogenannten Mangelberuf ausüben. Welche Berufe als Mangelberufe gelten, wird jährlich im Rahmen einer Verordnung veröffentlicht.

Wie kommt man zu einer RWR-Karte?

1. Für den way to go entscheiden

Der Antrag kann entweder über die heimische Behörde, oder über die Botschaft im Herkunftsland des neuen Mitarbeitenden eingebracht werden. Wir haben den Antrag über die BH Dornbirn eingebracht und alle nachfolgenden Punkte basieren auf den in diesem Prozess gesammelten Erfahrungswerten.

2. Dokumente sammeln

Zu den erforderlichen Unterlagen gehören unter anderem: Antragsformular, Geburtsurkunde, Qualifikationsnachweise, Nachweis über eine ortsübliche Unterkunft, etc. Wichtig dabei ist, dass die Dokumente teilweise beglaubigt werden müssen, was je nach Behörde und Botschaft ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

Die Suche nach einer geeigneten Wohnung war in unserem Fall die größte Herausforderung – einerseits aufgrund der unsicheren COVID-19-Situation und andererseits, weil es möglich sein musste, die neue Wohnung als Hauptwohnsitz anzumelden.

Bei meiner Recherche bin ich aber glücklicherweise auf zwei recht unkomplizierte Lösungen gestoßen, welche auch von der BH Dornbirn akzeptiert werden:

3. Antrag einreichen und abwarten

Nachdem der Antrag bei der BH eingebracht wurde, meldet sich die BH beim Arbeitgeber, sobald ein Bescheid vorliegt. Abwarten und Tee trinken ist also angesagt.

4. Bescheid erhalten

Bei einem positiven Bescheid empfiehlt es sich, ein Freudentänzchen zu machen.

Finale

Nachdem der positive Bescheid erteilt wurde, konnte sich Kamran endlich auf den Weg von Pakistan nach Österreich machen. Mit nur einem Koffer kam er im schönen Dornbirn an und konnte bereits nach zwei Wochen seine frisch gedruckte RWR-Karte abholen. Dem Durchstarten als Teammitglied von Fusonic stand nichts mehr im Wege.

Auch wenn der Weg nicht unbedingt einfach war, sind wir extrem froh, diesen Schritt gewagt zu haben. Wir haben neben Kamran als neues Teammitglied mega viel Erfahrung dazu gewonnen – und darum soll es schlussendlich gehen. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch Experimentieren und Ausprobieren auch als Organisation ständig dazulernen und uns weiterentwickeln können. Mit diesem Anspruch werden wir weiterhin unsere Ideen in die Tat umsetzen und neue Wege beschreiten.

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass der Blogartikel nur an der Oberfläche dieses vielschichtigen Themas kratzt und den Prozess stark vereinfacht darstellt. Für verlässliche Informationen zur Beantragung der RWR-Karte sind die zuständigen Behörden die richtige Anlaufstelle.

Ich freue mich darauf, meine gewonnenen Erkenntnisse zu teilen und stehe euch für einen Austausch zu diesem oder auch anderen Themen gerne zur Verfügung. Schreib mir einfach eine E-Mail oder vernetze dich mit mir auf LinkedIn

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