Für Entwickler ist die Tastatur eines der wichtigsten Arbeitsgeräte. Mit dem richtigen Tastaturlayout tippt man schmerzfrei und effizienter.
- Autor
- Stefan Grasböck
- Datum
- 23. November 2022
- Lesedauer
- 4 Minuten
Als Entwickler bin ich ehrlich gesagt ein kleines bisschen besessen davon, das Beste aus meiner Tastatur rauszuholen. Auch was das Tastaturlayout angeht. Schon in der Uni habe ich das NEO-Layout kennengelernt – geschaffen für die Programmierung in Deutsch. Ich war sofort begeistert, hab es ausprobiert und bin kläglich gescheitert, als ich mich aus meinem Computer ausgesperrt habe, weil ich mich nicht mehr ans Layout erinnern konnte. 🙈 NEO ging wieder, die Faszination für Tastaturlayouts aber blieb.
Wieso nutzen so viele das Tastaturlayout QWERTY?
Wenn du dich noch nie mit Tastaturlayouts beschäftigt hast, tippst du vermutlich auf dem QWERTY-Layout (oder QWERTZ). Dann sind die ersten sechs Buchstaben in der oberen Reihe Q W E R T Y bzw. Z. Dieses Layout wurde damals von den Schreibmaschinen übernommen. Und wisst ihr wie’s entstanden ist? Beim schnellen Tippen blieben die Hämmer oft aneinanderhängen, wenn sie zu nah beieinander lagen. Um das zu vermeiden, hat man die Buchstaben, die oft nacheinander getippt werden, so weit wie möglich voneinander entfernt. So brauchten die Finger länger, um die Buchstaben zu erreichen und die Hämmer blieben nicht mehr so oft hängen. Damals war QWERTY eine Innovation, heute ist die Verwendung meist reine Gewohnheit.
Für mich hieß QWERTY vor allem, dass ich nach langem Tippen mit schmerzenden Handgelenken zu kämpfen hatte. Kein Wunder, das Tastaturlayout ist auch nicht auf komfortables Schreiben ausgelegt. Zum Glück habe ich Colemak-DH entdeckt.
Was ist Colemak-DH eigentlich?
Benannt ist das Colemak-DH-Tastaturlayout nach seinem Erfinder Shai Colemak, der damit ein Layout für schmerzfreies Tippen entwickelt hat. Erst gab es nur das Colemak-Layout, dann folgte die überarbeitete Version Colemak-DH. Die Tasten D und H wurden von der Mitte in die untere Reihe verschoben, damit sie leichter zu erreichen sind.
In den Bewertungen hat Colemak-DH die Nase ganz weit vorne. Immerhin ist die Tastenanordnung auch auf das Punktesystem optimiert. Um das Bewertungssystem zu verstehen, habe ich mir das Typing Effort Model genau angeschaut und bin zum Schluss gekommen: Mit der Bewertungsmethode bin ich durchaus einverstanden. Ich rate allen, die sich auf Bewertung beziehen, sich erst mit dem System auseinanderzusetzen. Was andere für gut befinden, muss nicht automatisch das Richtige für dich sein.
Wie klappt der Wechsel auf ein neues Tastaturlayout?
Ich habe mit monkeytype.com festgehalten, wie schnell ich mit dem QWERTY-Layout tippe. Denn als Entwickler will ich natürlich die Fortschritte der Optimierung sehen. 😉 Ziel war es, mit der Colemak-DH mindestens genauso schnell zu sein.
Um mein Tipptraining zu starten, installierte ich Colemak-DH auf Windows und nutzte die Colemak Academy, um das neue Tastaturlayout zu lernen. Einen Monat lang habe ich jeden Tag 20 bis 40 Minuten das Tippen trainiert. Mein ehrliches Fazit: Die erste Woche war ein Kampf, weil ich tagsüber im Job mit QWERTY tippte und zuhause mit Colemak-DH übte. Mit der Zeit fiel es mir aber leichter und ich wechselte bald von der ersten Zeile zum gesamten Layout. Ziemlich schnell schaffte ich schon 20 Wörter pro Minute.
Mein Fortschritt
Als ich auf das gesamte Colemak-DH-Layout wechselte, hat monkeytype mir geholfen, meinen Fortschritt festzuhalten. In der Grafik siehst du ein gesamtes Jahr und die Fehlerquote, die am Anfang ziemlich hoch war, mit der Zeit aber zurückging.
Das nächste Diagramm zeigt, wie viel Zeit ich mit dem Tippen verbracht habe. Anfangs waren es 20 bis 40 Minuten pro Tag. So ging es einen Monat lang, damit ich meine normale Tippgeschwindigkeit schneller erreichen und mich an das neue Tastaturlayout gewöhnen konnte. Als ich etwa 70 bis 80 Wörter pro Minute schaffte, stellte ich das Tipptraining ein. Ich hatte meine natürliche Tippgeschwindigkeit erreicht.
Dinge, die ich gerne vorher gewusst hätte
- Es ist nicht so schwer, wie du denkst. Fang einfach an.
- Respektiere deine Grenzen. Mach während des Trainings Pausen. Qualität > Quantität
- Trainiere eher auf Genauigkeit als auf Geschwindigkeit. Genauigkeit ist später schwieriger zu erlernen. Schnelligkeit kommt von selbst.
- Steig so bald wie möglich in Vollzeit auf das neue Tastaturlayout um.
- Du trainierst dein Muskelgedächtnis. So kommen die Fortschritte buchstäblich über Nacht. Während einer Tipptraining-Einheit steigert man sich kaum, aber nach einer längeren Pause ist man plötzlich schneller.
Fazit
Würde ich es wieder tun? Ja. Ich bin froh, dass ich Colemak-DH gelernt habe, denn ich habe kaum noch Schmerzen beim Tippen. Der Umstieg ist kein ewiger Prozess, es reicht oft schon eine Woche: Das Layout an sich habe ich an nur einem Wochenende gelernt, danach habe ich es täglich geübt und schon nach einer Woche konnte ich komplett auf Colemak-DH umstellen. Obendrein ist es mir gelungen, meine Tippgeschwindigkeit während der Arbeit und mit dem Tipptraining zuhause zu steigern.